Bremer Afrika Archiv

Forschungsprojekt im Rahmen der Sondermittel des Landes Bremen zum bremischen Kolonialismus

Mithilfe der Sondermittel des Landes Bremen zum bremischen Kolonialismus (Kleinförderung) arbeiteten Norman Aselmeyer und Caroline Schäfer mit Unterstützung von Rickmer Janßen und Lea Wesemann von August bis Dezember 2023 an der Aufarbeitung des Bremer Afrika Archivs (BAA). Den Abschlussbericht des Projekts können Sie hier abrufen:

Die Sammlung des BAA im GW1 der Universität Bremen

Projektbeschreibung

Das Bremer Afrika Archiv (BAA) wurde 1975 mit dem Ziel gegründet, alle entwicklungspolitischen und Afrika-bezogenen Initiativen in Bremen zu bündeln. Als Verein ist das BAA laut Gründungsprotokoll seit Sommer 1977 registriert. Mit Mitteln des Landes Bremen aus dem Sonderprogramm zum bremischen Kolonialismus wurde im Rahmen des Forschungsprojekts „Das Bremer Afrika Archiv und die frühe Kooperation zwischen Bremen und Namibia“, unter der Leitung von Norman Aselmeyer, die Sammlung des BAA erstmals gesichtet und mit deren Aufarbeitung begonnen. Aktuell lagern die Dokumente im Gebäude GW1 der Universität Bremen. Von August bis Dezember 2023 wurden die rund 250 Umzugskisten mit Dokumenten und Material gesichtet, neu geordnet und durch eine Auflistung der Inhalte zugänglich gemacht. Dies ist allerdings ein erster Schritt, denn neben den bereits gesichteten Schriftstücken gibt es im BAA umfassende Materialien, die weiterhin ungeordnet in Kisten verbleiben und bis zum vorläufigen Abschluss des Forschungsprojekts im Dezember 2023 nicht erschlossen werden konnten.

Das BAA und dessen Materialsammlung sind ein Zeugnis der frühen Erinnerungsarbeit an den (bremischen) Kolonialismus. Bei seiner Gründung gehörten dem Verein das Übersee-Museum, das Staatsarchiv, die Universität Bremen, die Abteilung VI beim Bildungssenator sowie Privatpersonen an. Seit Ende der 1970er Jahre war das BAA Träger des sogenannten Namibia-Projekts, das als Kooperationsprojekt zwischen der Bremer Universität (Leitung auf bundesdeutscher Seite: Manfred O. Hinz) und dem Namibia-Institut der Vereinten Nationen in Lusaka (Leitung auf namibischer Seite: Billy Modise) bestand. Von Anfang an wurde die Projektarbeit durch den Kampf gegen Apartheid und die Solidarität mit der SWAPO, der namibischen Unabhängigkeitsbewegung, geprägt. Unter dem Stichwort der „doppelten Entkolonialisierung“ entwickelten die Mitarbeiter:innen insbesondere Schulbücher als Teil des Konzepts „Erziehung zur Befreiung“, die in Exilschulen für namibische Kinder eingesetzt wurde. Zudem adressierte das Projekt auch die deutsche Öffentlichkeit, um eine Dekolonisierung des Denkens und die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte zu bewirken. Das Namibia-Projekt war einiger Kritik ausgesetzt, wurde aber durch die Bremer Regierung weitestgehend unterstützt. Neben der Solidarität mit der namibischen Unabhängigkeitsbewegung unterstützte das BAA auch den African National Council (ANC) und, in Kooperation mit dem Verein „Freiheit für die West-Sahara“, die Unabhängigkeitsbewegung Polisario.

Die Sammlung des Bremer Afrika Archivs zeigt, dass dem Standort Bremen eine besondere Rolle in der frühen Erinnerungsarbeit an den deutschen Kolonialismus zukommt. Diese Vorreiterrolle ist auch im Kontext einer sozialdemokratischen Regierung in Bremen zu verstehen, die Bestrebungen zur Aufarbeitung von Nationalsozialismus und Kolonialismus grundsätzlich befürwortete und unterstützte. Beispiele für die frühe Adressierung der Kolonialgeschichte in Bremen sind in der Folge auch die Umwidmung des Elefanten zum Antikolonialdenkmal im Jahr 1989, das Mahnmal an den Völkermord an die Ovaherero und Nama und die frühen Bemühungen um Straßenumbenennungen. Das BAA und dessen Mitstreiter:innen waren in diese Aktionen ebenso involviert wie Bemühungen für eine Restitution geraubter Kulturgüter und der kritischen Betrachtung ethnologischer Museen.

Medienberichterstattung zum Projekt (Auswahl)

Aufarbeitung: Welche Rolle spielte Bremen im Kolonialismus?
Buten un binnen, 30.11.2023
Catherine Wenk

Dunkle Wolken über dem Afrika-Archiv
Weser-Kurier, 16./17.12.2023, S. 12
Frank Hethey