Open Space: Dekoloniales Erinnern (13. Juni 2024)

Trans-lokale Herausforderungen der Dekolonisierung im öffentlichen Raum mit Fokus auf Bremen & Bremerhaven

Dekoloniales Erinnern im öffentlichen Raum gehört inzwischen zu den zentralen Aufgaben städtischer Kommunen. Dennoch gibt es sehr unterschiedliche Strategien, um diese Arbeit umzusetzen und institutionell zu verankern. Im open space am 13. Juni 2024, 18:00 bis 20:00 Uhr (digital auf Zoom), soll daher Expertise aus Norddeutschland ausgetauscht und translokale Beratung angeregt werden.

Street Art an der Universität Bremen

Kurzbeschreibung

Die Ethnologin und Kulturwissenschaftlerin Heike Becker, Professorin an der University of the Western Cape in Kapstadt, Südafrika, hat ihre wissenschaftliche Arbeit seit Jahrzehnten den Prozessen der Dekolonisierung gewidmet. Nach ihrer Promotion an der Universität Bremen ging sie an die Universität Namibia (UNAM), wo sie unmittelbar nach der Unabhängigkeit (1990) am Aufbau kritischer Sozial- und Geisteswissenschaften beteiligt war. Neben den akademischen Herausforderungen hat sie an den Schnittstellen zwischen politisierten Studentenbewegungen und zivilgesellschaftlichen Netzwerken, Parteien und Institutionen gearbeitet, um Prozesse der Dekolonisierung in den je lokalen und gesellschaftlichen Kontexten zu begleiten. In hohem Maße hat sie mit ihren Forschungen und breit gestreuten Publikationen dazu beigetragen, postkoloniale Aktivitäten an unterschiedlichen Orten des „globalen Süden und Nordens“ zu dokumentieren und ihre langfristigen, translokalen Wechselwirkungen zu untersuchen.

Da sie in diesem Sommer an der Universität Bremen zu Gast ist, wollen wir das zum Anlass für ein (digitales) Treffen in Bremen nehmen, um den aktuellen Austausch zwischen postkolonialen Akteur:innen in Norddeutschland fortzusetzen, der in unserer Stadt und Region wiederholt Gezeiten von „Ebbe“ und „Flut“ durchläuft. Trotz wachsender Expertise in Provenienzforschung und kolonialer Verflechtungsgeschichte sowie zahlreichen postkolonial motivierten Aktionen, auch Provokationen, mangelt es in unserem Stadtstaat an einer breiten kulturpolitischen Offensive. Auch im öffentlichen Raum, z.B. im Rahmen jüngster postindustrieller Stadtplanung im ehemaligen Hafen oder im Tabakquartier, werden geradezu Chancen vergeben, mit postkolonialen Spuren, Fragmenten und Artefakten offensiv, denk-würdig und kontextualisierend umzugehen, d.h. aktuellsten Wissensstand öffentlichkeitswirksam zu vermitteln.

Deshalb wollen wir uns mit aktuellen Expert:innen und Aktivist:innen austauschen, wie es besser gelingen kann, die Relevanz postkolonialer Themen und eine entsprechende Erinnerungsarbeit in Politik und öffentlichem Kulturbetrieb offensiver zu verankern. Vor welchen Herausforderungen steht die Dekolonisierungsbewegung in Deutschland und Bremen momentan? Welche konstruktiven Modelle oder Strategien sind bereits in anderen Städten wie Berlin, Hamburg, Hannover oder Freiburg erprobt und lassen sich auf Bremen übertragen? Wie lässt sich in Bremen eine erfolgreiche Lobbyarbeit etablieren und Druck auf die politischen Institutionen erhöhen? Und, klar, wo können entsprechende finanzielle Unterstützungen für solche Projekte gefunden werden?

Sprecher:innen

Heike Becker, University of the Western Cape, Südafrika
Ela Fischer, Freie Moderatorin und Verein „Der Elefant“ e.V., Bremen
Wilma Nyari, Dekoloniales Netzwerk Nord-West
Brenda Devina, Koordinierungsstelle Koloniales Erbe Hannover
Claudia Andratschke, Landesmuseum Hannover
Tobias Goebel, DSM Bremerhaven, aktuelle Ausstellung „Points of View“ im Hafenmuseum Speicher XI, Bremen
Christiane Mache, BEN, Bremer Entwicklungspolitische Netzwerk
Katharina Hoffmann & Soniya Alkis, Koloniale Kontinuitäten, Oldenburg

Moderation: Cordula Weißköppel (IfEK) & Norman Aselmeyer (Institut für Geschichtswissenschaft)